Rettung für die Rente?

Freunde des Kapitalismus sehen die Börse als eine Art Wunderkraft für Geldvermehrung und Wohlstand an. Kritiker hingegen betrachten den Kapitalmarkt eher als großes Casino für Superreiche mit einhergehenden Opfern der Ausbeutung. In diesem Spannungsfeld spielt sich in diesen Wochen auch die Diskussion um die Zukunft der Rente ab. Neu ist die Erkenntnis zu einem absehbaren Scheitern des deutschen Rentensystems nun wirklich nicht. Aber der Handlungsdruck steigt, denn die jüngeren Generationen merken, dass die zunehmenden Lasten untragbar sein dürften. Dass nun aber erneut Sozialabgaben auf Kapitalerträge diskutiert werden, brachte die Gemüter Ende letzter Woche zum Kochen.

Was dies bedeuten würde? Aktuell liegt die Inflation in Deutschland bei 2,3 Prozent. Wer diesen Kaufkraftverlust als Minimalziel für sein Erspartes ausgleichen will, benötigt rund 3 Prozent Rendite vor Steuern. Kämen aber nun Rentenbeiträge auf Kapitaleinkünfte hinzu, steigt die nötige Performance auf mehr als 4 Prozent. Mit normalen Sparprodukten erscheint das unerreichbar.

Deutschland ist nicht mit Norwegen und seinem vornehmlich aus Rohstoffeinnahmen gut gefüllten Staatsfonds vergleichbar. Doch die gar nicht so viel Älteren erinnern sich an eine Phase, wo die Bundesrepublik sich zu Negativzinsen hätte verschulden können. Hat man nicht gemacht – schade. Jetzt sollen eher halbherzige Vermögensumwidmungen in den Kapitalmarkt die Rentenverpflichtungen entlasten. „Too late, too little“, könnte man urteilen. Zudem schwächelt auch die deutsche Volkswirtschaft strukturell: Der BDI sieht den Wirtschaftsstandort Deutschland im „freien Fall“, denn die Industrieproduktion wird wohl das vierte Jahr in Folge schrumpfen.

Superkräfte konnte der DAX in den letzten Monaten nicht an den Tag legen: Ein halbes Prozent weniger als im Monat zuvor war es Ende November. Doch ein starkes erstes Halbjahr lässt für 2025 auf eine Rendite von erneut rund 20 Prozent hoffen – es könnte in dieser Dimension das dritte Jahr in Folge sein. Das ist kein Weihnachtswunder, denn andere Jahre wird es auch geben, aber es zeigt die mögliche Wunderkraft. Nutzen Sie diese für sich und Ihre Nachkommen!

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Newsletter vom 3. Dezember 2025

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf