Pipeline auf und Zinsen rauf?

Am Dienstagnachmittag sprang der schon freundlich in die Woche gestartete DAX binnen Minuten um mehr als 200 Punkte nach oben. Als Grund dafür gilt ein Reuters-Bericht, wonach eine fristgerechte Wiederinbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 1 erwartet wird, wenn auch nicht mit voller Kapazität. Unsicherheiten bezüglich der weiteren Gasversorgung und deren Abhängigkeit von Russland hatten in Industrie, Politik und Medien für Notstand-Szenarien gesorgt. Der neue Optimismus trieb den DAX heute vorbörslich auf 13.400 Punkte – knapp 5 Prozent über der Vorwoche und auf dem Niveau von vor einem Monat. Ob nach den planmäßigen Wartungsarbeiten auch wirklich wieder Gas fließt, zeigt sich dann am Donnerstag. Die Durchflussmenge wird in jedem Fall aus Moskau gesteuert. Die deutschen Gasspeicher melden aktuell einen saisontypischen Füllstand von 65 Prozent.

Für Wartungsarbeiten am Euro ist die EZB zuständig, und die hatte das Intervall zur Adjustierung der Geldpolitik maximal ausgereizt. So fiel unter anhaltendem Inflationsdruck der Euro-Kurs letzte Woche kurzfristig auf 0,9998 US-Dollar. Für die ebenfalls diesen Donnerstag stattfindende Notenbanksitzung ist eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte schon lange ausgemachte Sache. Die Stimmen für eine deutlichere Anhebung um 50 Basispunkte werden seit Wochen lauter und kurz vor dem Termin nun auch von der EZB erwogen, was Stärke und Handlungsfähigkeit demonstrieren könnte. Die amerikanische FED hatte im Juni mit einem 0,75 Prozent-Zinsschritt ein Statement gesetzt. Der Eurokurs notiert im Vorfeld wieder deutlich fester.

Zum Newsletter anmelden
Newsletter vom 20. Juli 2022

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow