Hoffnung auf US-Zinssenkung beflügelt die Märkte nur kurz

FED-Chef Jerome Powell hat sich auf dem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole überraschend deutlich zu den Leitzinsen geäußert. Die Märkte zeigten sich erleichtert, die US-Aktienindizes schlossen mit fast zwei Prozent im Plus. Powell hält eine Zinssenkung Mitte September für möglich, zeigt jedoch auch die Hinderungsgründe auf. Der Arbeitsmarkt in den USA schwächelt, das spricht für eine Zinssenkung, dagegen spricht jedoch die Inflation, die mit 2,7 Prozent im Juli immer noch deutlich über der Zielobergrenze von 2 Prozent liegt; aufgrund der US-Zollpolitik Tendenz eher steigend. Bei der EZB besteht aktuell kein Handlungsbedarf, die Inflationsrate ist im Zielkorridor und auch in der Wirtschaft nimmt die Zuversicht zu.


Laut Ifo-Institut hellt sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft überraschend deutlich auf und lässt auf ein Ende der Wirtschaftsflaute hoffen. Der Geschäftsklimaindex ist im August um 0,4 Punkte auf 89 Zähler gestiegen. Damit legte das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer etwas kräftiger zu als von Volkswirten erwartet. Dazu trägt nach Einschätzung von Experten auch die Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit bei, die Unternehmen jetzt mehr Planungssicherheit gebe. Die BIP-Zahlen für Deutschland lassen allerdings noch zu wünschen übrig. Die Daten zur Rezession in 2023 und 2024 mussten nach unten revidiert werden (minus 0,5 bzw. minus 0,9 Prozent) und für 2025 zeichnet sich ein Plus von gerade mal 0,2 Prozent ab. Das ist de facto Stagnation. Erst ab 2026 soll es mit plus 1,5 Prozent wieder moderat aufwärts gehen.
Überraschend kommt die aktuelle Einschätzung des KfW-Chefs Stefan Wintels, wonach ein rasanter Stimmungswechsel gerade bei internationalen Investoren am Standort Deutschland eingesetzt habe. Erfreulich, wenn er recht hat, denn die jüngste Vergangenheit zeigt noch ein anderes Bild. Gerade US-Konzerne wie Intel und DowDuPont haben in Deutschland eher zum Rückzug geblasen.


Die aufgrund der Zinssenkungsfantasie am Freitag kurzzeitig erholten US-Börsen haben am Wochenanfang ihre Gewinne teilweise wieder abgegeben. Eine erneute Attacke auf die FED in Form des Rauswurfes von Notenbank-Gouverneurin Lisa Cook durch Donald Trump hat die Märkte verunsichert und dem Glauben in eine unabhängige US-Notenbank einen weiteren Dämpfer versetzt. Es vergeht keine Woche, in der die Märkte nicht mit neuen Angriffen seitens der US-Administration konfrontiert werden. Keine guten Voraussetzungen für einen goldenen Herbst an der Börse.

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Newsletter vom 27. August 2025

Martin Braun, Börse Hannover

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