Es kam, wie es kommen musste

„Die Aktienmärkte dürften die bisherigen Jahrestiefs aus dem Juli zumindest nochmal testen. Gut möglich, dass die endgültigen Jahrestiefs erst im September oder Oktober erreicht werden. Danach dürften sich die Chancen mit Blick auf das nächste Jahr wieder aufhellen“, so mein Fazit an dieser Stelle im August. Ohne die Schwäche der fünf großen US-Tech-Aktien sähe es besser aus. Allein in der ersten Novemberwoche verloren sie nochmal fast eine Billion US-Dollar an Börsenwert. Auch das darf eigentlich keinen überraschen.

Über zwölf Monate haben Alphabet und Microsoft mehr als ein Drittel ihres Wertes verloren, Amazon fast die Hälfte und Meta drei Viertel. Was war vor einem Jahr falsch daran, auf die Superstars der Aktienmärkte zu setzen? Der Online-Händler Amazon, die Google-Mutter Alphabet, der Facebook-Konzern Meta und der Software-Gigant Microsoft boten angeblich beste Aussichten: Das Wachstum sollte weitergehen. Gerade während der Pandemie liefen die Geschäfte besser denn je. Selbst eine konjunkturelle Schwächephase dürfte diesen Konzernen kaum was anhaben, so die vor einem Jahr vorherrschende Meinung. Entsprechend hatten sich die Kurse entwickelt: Allein gegenüber Anfang 2020 hatten sich die Aktienkurse von Alphabet und Microsoft mehr als verdoppelt. Bei Amazon und Meta fehlte dazu nicht viel.

Aber natürlich ist es fast immer falsch, auf die Superstars der Aktienmärkte zu setzen. Denn die Aktienkurse der erfolgreichsten Konzerne enthalten Prämien, Prämien für die Weltmarktführerschaft, für die herausragenden Perspektiven, Prämien für das vermeintlich geringe Risiko. Wer sich von der guten Stimmung anstecken lässt, bezahlt diese Prämien – und wettet unwissentlich darauf, dass die ohnehin schon hohen Prämien sogar noch weiter steigen. Fast wie bei einem Schneeballsystem. Diese Wette mag eine Zeit lang aufgehen. Aber früher oder später schlägt die Wirklichkeit zu: Dann kommt die Bewertungskorrektur. Seit es Aktienmärkte gibt wiederholt sich dieses Spiel.

Wir sind rechtzeitig bei Microsoft und bei Alphabet mit schönen Gewinnen ausgestiegen und halten seit längerem keine der „Superaktien“. Denn das Chance / Risiko – Verhältnis bleibt schlecht. Sogar bei Apple, die bislang nicht enttäuschten. Pro Aktie macht Apple gut 25 Dollar Umsatz pro Jahr. Davon bleiben beachtliche sechseinhalb Dollar als Gewinn übrig. Was darf so eine Aktie kosten? Die Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Aber 138 Dollar sind kein Schnäppchen.

Newsletter vom 09. November 2022

Dirk Arning – Geschäftsführer
Investmentclub „Actien Club Coeln“

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