Die Rückkehr der glorreichen Sieben

Dirk Arning

Das Aktienjahr 2023 könnte die Überschrift „Die Rückkehr der glorreichen Sieben“ tragen. Denn in diesem Jahr waren es zunächst wieder die als „Magnificent Seven“ bekannten sieben US-amerikanischen Tech-Giganten Apple, Microsoft, Alphabet (Google), Amazon, Meta (Facebook), Nvidia und Tesla, die für den Anstieg großer Aktienindizes sorgten. Das war im Jahr 2021 ähnlich. Dazwischen lag allerdings das Börsenjahr 2022, in dem auch und gerade diese Aktien deutliche Kursverluste erlitten.

Die Kurserholung der „glorreichen Sieben“ in diesem Jahr stützte sich teilweise auf die 2021 günstiger gewordene Bewertung, die Begeisterung für das Thema „Künstliche Intelligenz“, als deren „Erstrundengewinner“ die Konzerne gelten, und auch die vermeintliche Sicherheit, die diese Aktien in unsicheren Zeiten bieten sollen. Mit den jüngsten Quartalszahlen zeigten sich aber Riße im Bild. Tesla beispielsweise verdiente 44 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Vorsprung und Alleinstellungsmerkmale des E-Autobauers schwinden. Alphabet, Meta und Apple enttäuschten mit ihrem Ausblick, was deren Aktienkurse belastet. Viele optimistische Erwartungen bezüglich des zukünftigen Wachstums sind eingepreist. Es wird zunehmend unwahrscheinlicher, den hohen Erwartungen Quartal für Quartal, Jahr für Jahr gerecht zu werden.

Eine Lehre aus der Börsengeschichte ist, dass die wertvollsten Konzerne der Welt alle paar Jahre wechseln. Noch Mitte der Nullerjahre war General Electric der wertvollste US-Konzern, gefolgt vom Ölkonzern Exxon. Auch die Großbank Citigroup und der Einzelhändler Walmart gehörten zu den Schwergewichten. Was sollte da schon schief gehen? Bekanntlich ging vieles schief. Dass es einem Konzern gelingt, sich über viele Jahre, gar Jahrzehnte an der Spitze zu halten, ist die seltene Ausnahme. Microsoft ist in diesem Sinne wohl die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt. Die heutigen „glorreichen Sieben“ werden auch in den nächsten Quartalen Milliarden verdienen. Aber, wie die Helden im gleichnamigen Westernfilm von 1960, müssen sie kämpfen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der eine oder andere nicht mehr an seine Erfolge anknüpfen kann. Das heißt nicht, dass diese Unternehmen dem Untergang geweiht sind. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit wird in zehn Jahren die Mehrheit von ihnen nicht mehr zu den sieben wertvollsten Konzernen der Welt gehören. Den Western „Die Glorreichen Sieben“ überlebten auch nur drei der sieben Helden.

Newsletter vom 08. November 2023

Dirk Arning – Geschäftsführer
Investmentclub „Actien Club Coeln“

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