Die Börse ist kein Berg

Joachim Brandmaier

Die Börsenhöhenflüge der letzten Monate machen einerseits Freude – und andererseits nervös. Soll man seine Aktien jetzt weiter halten oder gar frisches Geld an der Börse anlegen?

Haben Sie schon mal etwas von Akrophobie gehört? Mit allergrößter Sicherheit – das ist nämlich die altbekannte Höhenangst. Fast jeder dritte Mensch soll mehr oder weniger darunter leiden. In den letzten Monaten hat die Zahl der Betroffenen wieder bedenklich zugenommen. Zumindest an der Börse. Weil die Kurse angeblich schon „zu hoch“ stehen, wollen manche nicht mehr kaufen, andere denken sogar an einen Verkauf.

Denn die Aktienindizes haben einen Rekord nach dem anderen geknackt: S&P 5.000, DAX 18.000, Dow Jones 39.000 und Nikkei 40.000 Punkte. Da ist es kein Wunder, dass es manch einem Börsianer fast schon schwindelig wird.

Zugegeben, ein Sturz aus großer Höhe ist mit Sicherheit nicht das Beste für Ihre Gesundheit – oder Ihr Depot. Aber Anleger, die ihr Geld auf lange Sicht in Aktien investieren möchten, müssen eines unbedingt wissen: Die Börse ist kein Berg! An der Börse geht es nicht auf der einen Seite rauf und auf der anderen wieder runter. Natürlich marschieren Aktien zwischendurch auch durch Täler und es kommt immer wieder zu Abstürzen. Schon morgen kann es so weit sein. Aber letztlich ist die langfristige Börsenentwicklung vor allem eines: ein ewiger Anstieg! Blicken wir doch einfach mal zurück: Jedes Mal, wenn der DAX oder der Dow Jones eine 1.000er-Hürde genommen haben – und auch bei jedem neuen Hoch zwischendurch -, gerieten Anleger ins Zweifeln und einige verkauften. Schlussendlich ging es aber doch stets wieder auf zu neuen Höhen!

Und vergessen Sie nicht: Die Indizes mögen auf Rekordniveau notieren, viele Einzelaktien aber haben noch eine gehörige Portion Luft nach oben. Getragen wurden die Indizes zuletzt schließlich vor allem von einigen wenigen großen Tech-Werten wie Microsoft oder Nvidia. Aber wenn Sie in Ihrem Depot auf eine gute Mischung gesetzt haben, sind dort bestimmt manche Aktien auf Höchstkurs, andere liegen zurück und einzelne durchlaufen vielleicht sogar ein Tal der Tränen. Also erst recht kein Grund zur Höhenangst.

Meistens ist es doch so: Wer dem Braten nicht traut und glaubt, die Aktien stünden schon zu hoch, muss mit seinem nicht investierten Geld traurig zuschauen, wenn die Kurse weiterklettern. Oft kauft man dann letztlich sogar deutlich teurer … Höhenangst ist an der Börse deshalb auf Dauer kein guter Ratgeber, freuen Sie sich doch lieber: Langfristig sind neue Höchstkurse bei Qualitätsaktien nicht die Ausnahme, sondern die Regel!

Newsletter vom 20. März 2023

Joachim Brandmaier – Börsenpraktiker
Stuttgarter Aktienbrief „Börse Aktuell“

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