Deutsche Konjunktur weiter schwach – Hoffnungen ruhen auf China

Carsten Mumm

Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes schrumpfte die deutsche Wirtschaft im Jahr 2023 preisbereinigt um 0,3 Prozent. Im laufenden Winterhalbjahr ist noch keine Besserung erkennbar. So stieg der preisbereinigte Auftragseingang für das Verarbeitende Gewerbe im November nur leicht um 0,3 Prozent, nachdem im Oktober mit 3,8 Prozent ein herber Einbruch zu verzeichnen war. Im Vergleich zum Vorjahr wurden jedoch 4,4 Prozent weniger Aufträge verbucht. Zwar stiegen die Exporte Deutschlands im November im Vormonatsvergleich um 3,7 Prozent, liegen damit aber mit 5 Prozent ebenfalls deutlich unter dem Niveau des Vorjahres.

Umfragen unter Unternehmen lassen bisher keine Belebung der Auftragseingänge erkennen, so dass eine steigende Industriedynamik nicht vor dem Frühjahr zu erwarten ist. Dabei wäre eine stärkere Exportnachfrage besonders wirksam. Der wichtigste Abnehmer deutscher Exporte ist die US-Volkswirtschaft, die jedoch in den kommenden Monaten eine Abkühlung erfahren wird. Zwar fiel der Dezember-Arbeitsmarktbericht mit einem Anstieg der privaten Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft um 164.000 Stellen und einer stabil niedrigen Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent erneut überraschend robust aus. Der Absturz der Beschäftigungskomponente des ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor auf den tiefsten Stand seit August 2020 signalisierte jedoch eine künftig schwächere Entwicklung am US-Arbeitsmarkt und damit einen voraussichtlich nachlassenden privaten Konsum.

Unter der Annahme einer leichten Rezession in den USA und einer anhaltend schwachen Konjunktur in Europa, müsste eine steigende Exportnachfrage somit vonseiten Chinas, dem zweitwichtigsten Exportabnehmer erfolgen. Immerhin deuteten die Dezember-Außenhandelsdaten mit einem Anstieg der chinesischen Exporte um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf eine leichte Belebung der Konjunktur hin. Allerdings fiel die Inflationsrate für Dezember mit -0,3 Prozent erneut negativ aus. Eine anhaltend schwache Preisniveausteigerung würde jedoch die Gefahr einer deflationären Spirale mit längerfristig nur moderaten Wachstumsraten untermauern. Das wäre aus Sicht der Regierung in Peking kaum wünschenswert, weshalb ein stärkerer fiskalischer Stimulus im Laufe des Jahres zu erwarten ist. Dieser könnte das chinesische Wachstum und damit auch die globale Exportnachfrage sowie die Absatzchancen der deutschen Industrie im Vergleich zu den bisherigen Erwartungen deutlich verbessern.

Newsletter vom 17. Januar 2024

Carsten Mumm – Chefvolkswirt und
Leiter der Kapitalmarktanalyse
Privatbank Donner & Reuschel

Zum Newsletter anmelden