2023 wird besser als 2022. Aber …

Dirk Arning

2023 wird im weiteren Jahresverlauf für Aktienanleger noch schwieriger als es die ersten Wochen erwarten lassen! Wer im vergangenen Jahr mit vermeintlichen Wachstums- und Technologie-Aktien viel Geld verloren hat, neigt dazu, für dieses Jahr eine weitreichende Kurserholung zu erwarten. Aber das Tempo der ersten Wochen des Jahres ist nicht durchhaltbar. Die Geschäftsergebnisse vieler Tech-Konzerne, darunter Apple, Amazon und Alphabet, zeigen, dass die Wachstumserwartungen nicht mehr erfüllt werden.

In den ersten fünf Wochen dieses Jahres verzeichnete der MSCI Growth als globaler Index für Wachstumsaktien ein Plus von 11,8 Prozent, der MSCI Value für Substanzaktien nur einen Anstieg um 4,4 Prozent. Geschäftsergebnisse und Ausblicke der Unternehmen liefern für diesen Unterschied keinen fundamentalen Grund. Dahinter steht vielmehr die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed schon in diesem Jahr ihre Politik entschlossener Zinserhöhungen beenden wird. Doch es wäre verfrüht, die restriktivere Geldpolitik der Notenbanken als Belastungsfaktor schon auszublenden. Die Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) werden wohl noch das ganze Jahr damit verbringen müssen, die Inflation wieder in die Richtung des erklärten Ziels von nur zwei Prozent zu drücken. Die EZB wird erst noch beginnen, ihre riesigen Anleihebestände abzubauen. Allein das wird den Kapitalmärkten jeden Monat 15 Milliarden Euro entziehen.

Die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der restriktiveren Geldpolitik waren mit der Erwartung einer ausgeprägten Schwächephase der Konjunktur verbunden. Wenn sich die Wirtschaft jetzt besser entwickelt als vor ein paar Monaten befürchtet wurde, bleibt der Inflationsdruck höher. Ein Zinsanstieg drückt den Wert von sogenannten „long duration assets“, also auch Wachstums- und Technologieaktien. Das war 2022 eindrucksvoll zu sehen. Zu glauben, dies werde sich in diesem Jahr umkehren, erscheint verfrüht.

Bei der Bewertung von Technologie- und vermeintlichen Wachstumsaktien sollte zudem ein zweiter Faktor betrachtet werden: Die Bewertungen stützen sich auf die Annahme eines anhaltend hohen Wachstums von Umsatzerlösen und Gewinnen. Wenn das tatsächliche Wachstum den Erwartungen nicht gerecht werden kann, ist es mit der Kurserholung der Tech- und Growth-Aktien schnell vorbei. Und die jüngsten Quartalszahlen von Apple, Amazon und Alphabet bestärken diesen Eindruck.
Beim Actien Club Coeln wird deshalb jetzt verstärkt in klar unterbewertete Aktien in beginnenden Aufwärtstrends investiert.

Newsletter vom 22. Februar 2023

Dirk Arning – Geschäftsführer
Investmentclub „Actien Club Coeln“

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